PRESSE: Fachkräfte dringend gesucht

Klarheit

Wie sehen heimische Geschäftsführer und Unternehmer die wirtschaftliche Lage? Und wie ist die Zusammenarbeit mit der Stadt? Zum Jahresbeginn befragt die BM einige Mitglieder des Wirtschaftsgremiums der IHK.

Zu Beginn des Jahres 2018 befragt die BM einige Mitgliedes des Wirtschaftsgremiums Wermelskirchen der IHK Köln zur Lage ihres Unternehmens und deren Aussichten für die Zukunft. Diesmal: Tim Tiede, Geschäftsführer der lessingtiede GmbH.

Herr Tiede, wie erfolgreich war das Jahr 2017 für Ihr Unternehmen?

Unser Team kann außerordentlich stolz auf das Jahr 2017 zurückblicken. Durch die Gründung einer zweiten Gesellschaft, der SUGGLE GmbH, haben wir ein neues Geschäftsfeld erobert und konnten den Gesamtumsatz nahezu verdoppeln. Das ist schon etwas ganz Besonderes - aber auch ein hartes Stück Arbeit.

Wie hat sich das auf Ihre Mitarbeiter ausgewirkt?

Die Mitarbeiter sind sehr gefordert und hatten im vergangenen Jahr keine Langeweile. Insbesondere die Einarbeitung neuer Kollegen bedeutet zusätzlichen Zeitaufwand, der viel Engagement der Mannschaft erfordert. Wir haben deshalb dafür gesorgt, dass das Arbeitszeitmodell flexibilisiert wird. Die Kernarbeitszeit liegt zwischen 11 und 16 Uhr, was gut angenommen wird. Private Besorgungen, Arzttermine oder die Kinderbetreuung können so flexibel organisiert werden.

Was erwarten Sie für 2018?

Das Jahr wird wieder spannend, die Auftragsbücher sind schon gut gefüllt. So übernehmen wir zum Beispiel einen Teilbereich des Personalmarketings für DB Schenker. Insbesondere im Bereich Personalmarketing sehen wir 2018 wieder viele Themen auf uns zukommen. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Ideen zur Gewinnung, Bindung und Motivation von Mitarbeitern weiter steigt. Außerdem haben wir eigene Ideen und Produkte in der Pipeline, die wir 2018 präsentieren wollen.

Was haben Sie 2017 investiert?

Wir haben viel in unsere Technik und Büroausstattung investiert. Die IT-Sicherheit, die technische Ausstattung der Arbeitsplätze, aber auch neue Möbel standen im Fokus, damit unser Team unter bestmöglichen Bedingungen arbeiten kann.

Werden Sie auch 2018 in Wermelskirchen investieren?

Wir werden weiter in Arbeitsplätze investieren. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass wir auch einen weiteren Standort außerhalb von Wermelskirchen in Betracht ziehen, da wir 2017 große Schwierigkeiten hatten, Fachpersonal zu finden.

Stellen Sie im neuen Jahr neue Mitarbeiter ein?

Wir stellen neue Mitarbeiter ein, wenn wir solche mit der entsprechenden Qualifikation finden. Das Problem des Fachkräftemangels, das wir für unsere Kunden mit Personalmarketing-Aktionen lösen, hat uns selber voll erreicht. Deswegen werden wir uns auch das Thema Ausbildung intensiver vorknöpfen.

Die Wirtschaft boomt in Deutschland. Droht Ihrer Ansicht nach die Wirtschaft zu "überhitzen", wie die Wirtschaftsweisen befürchten?

Der Boom tut uns in der Dienstleistungsbranche natürlich sehr gut. Die Kunden sind in Investitionslaune, das sind gute Zeiten fürs Marketing. Aber wir merken auch, dass der Boom Schattenseiten mit sich bringt. Die Kapazitäten sind überall endlich, so dass es nicht auf Dauer so weitergehen kann. Insbesondere der Fachkräftemangel wird und ist schon eine natürliche Wachstumsgrenze. Hier ist der Markt schon "hitzig", insbesondere weil sich die Firmen - auch hier in Wermelskirchen - gegenseitig das Personal abgraben.

Wie wichtig ist die EU für Ihr Unternehmen?

Wir beziehen Waren für die Bonusprogramme der SUGGLE-Kunden aus EU-Ländern. Die unkomplizierte Zusammenarbeit mit Lieferanten der Nachbarländer ist für uns praktisch.

Wo hapert's am Standort Wermelskirchen?

Der Standort hat zwei zentrale Verkehrsprobleme: die geteerte und die digitale Autobahn. Wenn wir schon durch die Leverkusener Brücke so schlecht an Köln angebunden sind, dann müsste wenigstens das Datennetz reibungslos funktionieren. Wir sind aber guter Hoffnung, dass sich das ja schon 2018 deutlich verbessert. Wermelskirchen hat noch ein großes Potenzial: ein zentrales Marketing-Konzept. Die Marke Wermelskirchen könnte durch die Stadtverwaltung zentraler entwickelt und formuliert werden. Der Standort hat so viel zu bieten, das muss viel kultiger und mutiger herausgearbeitet und konsequent vermarktet werden, damit der Standort für Menschen, die hier leben und arbeiten wollen, attraktiv ist.

Wie ist die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und der Politik? Finden Sie Gehör?

Der Bürgermeister ist ständiger Gast im IHK-Wirtschaftsgremium. Auch unser Wirtschaftsförderer ist sehr präsent und aktiv - das ist gut. Hier verdanken wir der Industrie- und Handelskammer den regelmäßigen Austausch. Ansonsten habe ich als Unternehmer keine großen Berührungspunkte mit der Stadtverwaltung, auch nicht mit der Politik. Von Zusammenarbeit würde ich also nicht sprechen. Ich wüsste aber bei Verwaltung und Politik, wen ich ansprechen müsste, damit ein Anliegen Gehör fände. Da ich als Unternehmer in vielerlei Hinsicht verantwortlich bin, zum Beispiel für die Arbeitsplätze der Mitarbeiter, bleibe ich auch auf gesunder Distanz zur Politik. Einzelne Akteure haben in öffentlichen Diskussionen oder Internetkommentaren leider zu oft bewiesen, dass auch sehr bedeutsame wirtschaftliche Themen für persönliche Grabenkämpfe missbraucht werden können. Das ist schade, weil sich aus der Unternehmerschaft viele kluge Köpfe eben nicht auf diese Bühne begeben.

Was muss sich verbessern?

Die Wirtschaft ist die zentrale Säule unserer Stadt. Sie liefert die Arbeitsplätze, die den Menschen eine Struktur und ein volles Portemonnaie zum Einkaufen geben. Viele attraktive Sport- und Kulturprogramme sind nur durch großzügige Geld- und Sachspenden der Unternehmer machbar. Für Verwaltung und Politik sollte es also höchste Priorität haben, die Rahmenbedingungen und die Infrastruktur für das "Wirtschaften" spürbar zu optimieren und sich als vertrauensvoller Partner eng mit den Unternehmen auseinanderzusetzen.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch für 2018?

Ich wünsche mir, dass unser gutes und engagiertes Team weiter wächst und wir auch 2018 wieder so gerne arbeiten, dass das Jahr wie im Flug vergeht.

UDO TEIFEL UND BERND GEISLER STELLTEN DIE FRAGEN.

Quelle: RP, hier geht es zum Originalartikel


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