Wenn es nach meinen Kindern geht, ist Mark Forster in jeder Hinsicht ein ziemlich cooler Typ. So dröhnen seine Songs gerne aus dem Kinderzimmer. Abgesehen davon, dass ich ganz froh über diesen harmlosen Musikgeschmack bin, finde ich seine Songtexte spannend. Auch aus beruflicher Sicht! Sein Song Bauch und Kopf* (gleichnamiges Album von 2014) bringt nämlich auf den Punkt, in welchem Spannungsverhältnis wir uns mit unserer Marketingarbeit befinden.
"Bauch sagt zu Kopf ja, doch Kopf sagt zu Bauch nein.
Und zwischen den beiden steh ich (...).
Und weiß nicht."
Bei dem ewigen Versuch, besonders im Kontext der Geisteswissenschaften, das menschliche Erleben und Verhalten zu beschreiben, zu erklären und dann gar vorherzusagen, stehen wir immer wieder vor einer natürlichen Grenze. Trotz aller Vernunft handeln Kunden zum Beispiel seltsam unlogisch, geben zu viel Geld aus, hören nicht auf wichtige Argumente usw.
Zu gern würden wir deshalb Kaufentscheidungen oder Markenpräferenzen komplett durchleuchten können, aber am Ende bleibt häufig eine große Unbekannte. Viele Dinge, die im Kopf des Menschen geschehen, wissen wir schlichtweg nicht.
Nun könnte es doch als ungeschickt gelten, das so offen zuzugeben. Oder eben nicht! Denn auch wenn es vielleicht viel schlauer wirken würde, den allwissenden Werbepsychologen zu mimen, der auf jedes Thema eine Antwort parat hat, zeugt genau die Offenheit aus unserer Sicht von Professionalität. Grenzen zu kennen ist in unserer Arbeit besonders wichtig.
Das menschliche Bewusstsein (auch als Pilot bezeichnet) hat seine Grenzen und macht nur einen Bruchteil von dem aus, was uns zu bewussten, rationalen Entscheidungen kommen lässt. Das Unterbewusstsein (der Autopilot), oder das von Mark Forster zitierte Bauchgefühl, ist in gewisser Weise größer, stärker und mit viel mehr Verarbeitungskapazitäten in unserem Gehirn ausgestattet. Spontane Handlungen, irrationale Entscheidungen, unkontrollierte Emotionen – all das kommt oft unerwartet und am liebsten im Gegensatz zu dem, was der Kopf sagt.
Wenn sich ihr Kopf für die Grenzen und Möglichkeiten interessiert, empfehlen wir das Buch "Neuromarketing: Erkenntnisse der Hirnforschung für Markenführung, Werbung und Verkauf (Haufe Fachbuch)" und für ihr Bauchgefühl: Musik von Mark Forster.
*Songwriter: Mark Cwiertnia / Ralf Christian Mayer